Minerva & Albus' Blog #8 – Godric's Hollow

Minerva & Albus' Blog #8 – Godric's Hollow

24.12.2011 11:54

Der Blog am Heiligabend widmet sich einem Ort, der so voller Zauber ist, dass er für das Fest der Liebe wie geschaffen scheint.


24. Dezember 1980
Rings um den Platz hingen bunte Lichterketten und in der Mitte stand etwas wie ein Kriegerdenkmal halb verborgen hinter einem windzerzausten Weihnachtsbaum. Es gab ein paar Läden, ein Postamt, einen Pub und eine kleine Kirche, deren Buntglasfenster wie glänzende Edelsteine über den Platz leuchteten. Die Tür des Pubs ging kurz auf, und ein wenig Gelächter und Popmusik drang heraus; dann wurde in der kleinen Kirche ein Weihnachtslied angestimmt.
Wie aus dem Nichts erschien bei den ersten Takten des Liedes eine schlanke, hoch gewachsene Gestalt, direkt neben dem schneebedeckten Kriegerdenkmal. Im spärlichen Schein der Lichterketten war nur ihr Umriss auszumachen. Die Gestalt blickte sich um. Sie schien auf jemanden zu warten.
Sekunden später tauchte ein zweiter Umriss direkt neben ihr auf, genauso lautlos und ebenfalls hoch gewachsen.
„Guten Abend, Minerva“, sagte die erste Gestalt.
„Schön, dich zu sehen, Albus.“, erwiderte die zweite. „Hast du es?“
Albus nickte. „Gehen wir.“
Und die beiden setzten sich in Bewegung, verließen den Platz und bogen in die kleine Hauptstraße ein. Sie gingen einige Minuten mit gedämpften Schritten durch den frisch gefallenen Schnee, ehe sie schließlich vor dem letzten Haus in der Straße halt machten. Albus hielt das niedrige Gartentor für Minerva auf und die beiden schritten einen schmalen Weg entlang zur Eingangstür. Er zog ein fein säuberlich verpacktes Päckchen aus einer seiner unzähligen Taschen und legte es vor die Eingangstür. Minerva zückte einen dünnen Zauberstab, murmelte einige Worte und das Päckchen begann, von innen heraus zu leuchten. Nun waren darauf Worte in einer verschnörkelten, aber klaren Handschrift zu erkennen: 'Für Harry,
zu seinem ersten Weihnachtsfest.'
„Das war’s“, murmelte Minerva und die beiden gingen zurück zur Straße. „Wieder nach Hogwarts?“
„Du kannst schon mal disapparieren. Ich komme dann nach.“
Einige Minuten später durchschritt Albus das schmiedeeiserne Tor zum kleinen Friedhof hinter der Kirche. Er wandte sich nach rechts und blieb von einem kleinen Grab stehen. Mit seinem Zauberstab zeichnete er einen Kreis in die Luft und ein herrlicher Kranz erschien unter dem Grabstein.
„Ein frohes Weihnachtsfest, Ariana“, murmelte Albus und verschwand so leise, wie er gekommen war.

Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.

[Mt 6, 21]
Diesen Grabspruch hat Dumbledore für Ariana ausgesucht. Ist es ein Zufall, dass er gerade an Weihnachten seine Bedeutung offenbart? Dass Albus und seine Schwester am heiligen Abend wieder zueinander finden?
Reisen wir nun siebzehn Jahre weiter, als Harry Potter in seine Heimat zurückkehrt, um den Geist der Weihnacht zu empfangen als das Größte aller Geschenke.

24. Dezember 1997
Der Schnee war zusammengepresst, und er war hart und rutschig geworden, wo den ganzen Tag lang Menschen darüber gelaufen waren. Leute aus dem Dorf kreuzten ihren Weg, für einen Moment angestrahlt von den Straßenlaternen.
„Harry, ich glaub, es ist Heiligabend!“, sagte Hermine. „Sie … sie sind wohl dort, oder? Deine Mum und dein Dad? Ich kann den Friedhof sehen.“
Harry spürte, wie etwas in ihm bebte, das mehr als Aufregung war, eher Furcht. Am Eingang zum Friedhof war ein kleines Schwingtor. Hermine drückte es so leise wie möglich auf und sie gingen hindurch.
„Harry, sie sind hier … hier ist es.“
Der Grabstein war aus weißem Marmor, und so war er leicht zu lesen, denn er schien in der Dunkelheit zu leuchten.


James Potter, geboren am 27. März 1960, gestorben am 31. Oktober 1981
Lily Potter, geboren am 30. Januar 1960, gestorben am 31. Oktober 1981
Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod.

Hermine hob ihren Zauberstab, zog einen Kreis durch die Luft, und vor ihnen erblühte ein Kranz aus Christrosen. Harry fing ihn auf und legte ihn auf das Grab seiner Eltern. Harry wollte gehen. Er glaubte nicht, es einen Moment länger hier auszuhalten. Er legte seinen Arm um Hermines Schultern, und sie schlang ihren um seine Hüfte, und so wandten sie sich schweigend ab und gingen durch den Schnee davon.
[Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, S. 332ff]


Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod.
[1.Kor 15,26]

Dieser Grabspruch ziert die letzte Ruhestätte von Lily und James. Ist es ein Zufall, dass Harry gerade an Weihnachten auf diesen Spruch stößt, der eine so tiefe Bedeutung für ihn hat? Zufall, dass er gerade an Weihnachten wieder nach Hause findet? Ist es auch Zufall, dass er nur Monate später die Prophezeiung des Grabspruchs erfüllt und seinen Frieden findet? Alles war gut. Die Narbe hatte ihn seit neunzehn Jahren nicht geschmerzt. Zufall, dass die Liebe am Ende siegt? Dass sie es immer getan hat? Alles war gut. Und war es ein Zufall, dass Harry in jener kalten Winternacht in Godric’s Hollow auf dem Friedhof bei der kleinen Kapelle, deren Buntglasfenster wie glänzende Edelsteine über den Platz leuchteten, nach Hause fand?

In siebzehn Jahren kann viel geschehen. In Harrys Leben ist viel zu viel geschehen, um es begreifen zu können. Und auch in Dumbledores Leben ist viel geschehen, am Ende blickte er sogar dem Tod ins Auge.
Und doch, eine Sache ist dieselbe geblieben. Godric's Hollow blieb ein Ort, an dem Trauer und Hoffnung Hand in Hand gehen. Vor allem am Weihnachtsabend.

Jedes Herz bindet sich an etwas, das es Zuhause nennt. An etwas, an jemanden. Und auch diejenigen, für die das Weihnachtsfest ein wenig Trauer bedeutet, sehen schließlich in Weihnachten ihre Lieben wieder. So ist es für Dumbledore, und so ist es für Harry, die in der Besinnung ihre Kraft finden. Denn Zuhause ist in jedem Herzen, und vollkommen, wenn dein Herz auch da ist, wo dein Schatz ist.

In siebzehn Jahren hat sich im beschaulichen Dorf Godric's Hollow nichts verändert. Dieselben Lichterketten, derselbe Baum, derselbe Pub. Derselbe Friedhof. Nach siebzehn Jahren kommt ein Waisenjunge dorthin zurück und findet dort sein Zuhause. Ein Stück Familie. Ein Stück Geborgenheit. Ein Stück Zauber.

Wir hoffen, dass auch ihr – wo immer ihr euch gerade befindet – an Weihnachten ein Stück Zauber findet und es in eurem Herzen tragen werdet. Ein Stück Zauber, ein Stück Geborgenheit, ein Stück Familie.


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