Wir kennen ihn als den kleinen schussligen Jungen mit dem rundlichen Gesicht, geboren als „reinblütiger“ Sohn der von Bellatrix Lestrange bis zum Wahnsinn gefolterten Auroren Frank und Alice Longbottom. Er ist genau einen Tag älter als Harry und in dessen Jahrgang, hat panische Angst vor Severus Snape und interessiert sich für Kräuterkunde. Doch wer ist Neville wirklich?
„Verdammt, Neville“, sagte Ron, „man kann nicht überall und jederzeit eine freche Lippe riskieren.“
„Du hast sie nicht gehört“, erwiderte Neville. „Du hättest es auch nicht ertragen. Der Punkt ist, es hilft, wenn Leute sich gegen die wehren, es gibt allen Hoffnung. Das ist mir früher immer aufgefallen, wenn du es getan hast, Harry.“
(Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, S. 582f)
Harry hörte ein Handgemenge und einen Schrei, dann einen weiteren Knall, einen Lichtblitz und ein schmerzliches Stöhnen; er öffnete die Augen einen unendlich kleinen Spaltbreit. Jemand hatte sich aus der Menge gelöst und war auf Voldemort zugestürmt. […]
Bellatrix lachte entzückt.
„Es ist Neville Longbottom, Herr! Der Junge, der den Carrows so viel Ärger gemacht hat! Der Sohn der Auroren, Ihr erinnert euch?“
„Ah, ja, ich erinnere mich“, sagte Voldemort und blickte hinab zu Neville, der sich nun wieder aufrappelte, unbewaffnet und schutzlos im Niemandsland zwischen den Überlebenden und den Todessern. […]
„Du beweist Kampfgeist und Mut, und du bist von edler Abstammung. Du wirst einen äußerst wertvollen Todesser abgeben. Wir brauchen Leute von deinem Schlag, Neville Longbottom.“
„Bei euch mach ich erst mit, wenn die Hölle gefriert“, sagte Neville. „Dumbledores Armee!“, schrie er, und die Menge, die von Voldemorts Schweigezaubern offenbar nicht zu bändigen war, antwortete mit lautem Jubel.
(Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, S. 739)
Wir kennen ihn als den kleinen schussligen Jungen mit dem rundlichen Gesicht, geboren als „reinblütiger“ Sohn der von Bellatrix Lestrange bis zum Wahnsinn gefolterten Auroren Frank und Alice Longbottom. Er ist genau einen Tag älter als Harry und in dessen Jahrgang, hat panische Angst vor Severus Snape und interessiert sich für Kräuterkunde.
In Hogwarts tritt Neville als vergesslich und ungeschickt auf. Als er in der ersten Klasse ein Erinnermich von seiner etwas groben Großmutter, Augusta Longbottom, geschickt bekommt, lachen ihn die andern aus, besonders Draco Malfoy verspottet ihn bei jeder Gelegenheit.
Im Zaubern ist Neville ziemlich schlecht und er braucht sehr lange, bis er einen Zauberspruch beherrscht. Deshalb bekommt er von allen Seiten Applaus, als ihm endlich in den DA-Stunden sein erster „Expelliarmus“ gelingt.
Doch trotz aller Hänseleien und Rückschläge bleibt Neville er selbst. Er ist ein Gryffindor, und Gryffindors halten zusammen. Loyal seinem Haus gegenüber, versucht er, Ron, Hermine und Harry daran zu hindern, sich nachts aus dem Turm zu schleichen – leider vergeblich. Trotzdem erkennt Dumbledore ihm dafür seine ersten 10 Hauspunkte an.
Im fünften Schuljahr ruft Harry „Dumbledores Armee“ ins Leben. Die DA trifft sich heimlich im Raum der Wünsche und übt Verteidigungszauber, um sich gegen Voldemort und seine Anhänger zur Wehr setzen zu können, da Umbridge im Auftrag des Ministeriums die Schule infiltriert. Für die Übungen hat Hermine falsche Galleonen verzaubert, die die Trainingszeiten weitergeben. Neville trainiert wie besessen, um eines Tages seine Eltern rächen zu können.
So ist er auch dabei, als Harry, Ron, Hermine, Ginny und Luna in die Mysteriumsabteilung eindringen und sich dort unvorhergesehen einen heftigen Kampf mit Voldemorts Todessern liefern. In diesem Kampf zerbricht Nevilles geerbter Zauberstab.
Dumbledore erklärt Harry am Ende desselben Bandes, dass auch Neville derjenige hätte sein können, den Trelawneys Prophezeiung betrifft.
Während des letzten Bandes wird Neville zum Hoffnungsträger der Widerstandsbewegung. Er baut gemeinsam mit Ginny die DA aus und organisiert hinter dem Rücken der Todesser und Snapes mit Hilfe der falschen Galleonen den Protest der Schüler. Er nimmt Strafen auf sich und riskiert alles, um sich gegen die Unterdrückung an der Schule zur Wehr zu setzen. „Das ist mir früher immer aufgefallen, wenn du es getan hast.“ (S. 583) Neville wird zum Nachfolger Harrys und nimmt nun, da ihn endlich ein Zauberstab „ausgesucht“ und ihn zu einem Zauberer gemacht hat, der seine Magie kontrollieren und gezielt einsetzen kann, seinen Platz ein. Er bietet den Unterdrückern die Stirn und nimmt seine Rolle als wahrer Gryffindor ein. Den endgültigen Beweis dafür liefert Neville, als er in der letzten Schlacht von Hogwarts das Schwert von Gryffindor aus dem Sprechenden Hut zieht, Nagini den Kopf abtrennt – und damit den letzten Horcrux zerstört.
Voldemort hatte die Wahl: Harry oder Neville? Er wählte nun aber nicht den Reinblüter als seinen ärgsten Feind, sondern den Halbblüter, wie er selbst einer ist. Harry erlebt in seiner Schullaufbahn einige Abenteuer und ist stets ungewollt der Held durch seine unglaubliche Fähigkeit, einen kühlen Kopf zu bewahren und seine unerschütterliche Überzeugung der Selbstaufopferung. Neville dagegen wird gehänselt, hat schlechte Noten und scheint in der Menge zu verschwinden.
Doch wer ist Neville wirklich?
Er ist derjenige, der Gryffindor in seinem ersten Schuljahr den Hauspokal eingebracht hat, durch die Loyalität gegenüber seinem Haus – seiner Familie. Er ist der Junge, der nicht aufgibt, ganz gleich, wie viel Unrecht ihm getan wird. Er kämpft bis zum Ende und gibt auch dann nicht auf, als Harry scheinbar tot ist.
Ja, Voldemort hat Harry gewählt, aber Neville ist für ihn nicht weniger gefährlich, nachdem er Harrys Platz in Hogwarts eingenommen hat. Gemeinsam zerstören sie die Horcruxe, obwohl Neville sich dessen nicht bewusst ist, als er Nagini tötet. Gemeinsam besiegen sie Voldemort, weil Neville die Flagge hochhält. Weil er nicht aufgibt. Weil er bei den Todessern erst mitmacht, „wenn die Hölle gefriert“ (S. 739). Weil er ein wahrer Gryffindor ist.
Und Gryffindors halten zusammen.