Mir ist schon in den vergangenen Tagen immer wieder der Gedanke daran gekommen, wie Vernon und Petunia wohl reagiert haben, als sie Harry vor ihrer Haustür fanden. Das ist jetzt gerade dabei rumgekommen :D
Wenn ich demnächst Langeweile habe, erweitere ich vielleicht noch :)
Wäre nett, wenn ihr vielleicht ein wenig Feedback geben könntet!
Ein unliebsamer Neuankömmling
Als Mr und Mrs Dursley an diesem Morgen aufstanden, hatte die Dämmerung noch nicht einmal eingesetzt. Keiner von ihnen hatte in der vergangenen Nacht gut geschlafen, nachdem am Vortag einige ungewöhnliche und, für ihren Geschmack, viel zu unnormale Dinge geschehen sind. Nicht nur, dass eine Katze den ganzen Tag in ihrem Vorgarten verharrt hatte. Eigenartig gekleidete Menschen waren auf der Straße unterwegs gewesen, und im ganzen Land wurden tagsüber Eulen gesichtet.
Petunia wollte gerade die Flaschen für den Milchmann vor die Türe stellen, als sie mit dem Fuß gegen etwas Weiches Stieß. Etwas Lebendiges! Sie hätte es für eine streunende Katze gehalten, hätte dieses Etwas nicht zu quengeln angefangen.
Mrs Dursley sah an ihr herab und sah ihn auf der Fußmatte liegen. Ein Säugling von etwa einem Jahr, eingewickelt in eine Decke und mit einem schweren Brief, der auf seinem kleinen Bauch ruhte.
Rücklings stolperte Petunia zurück in den Flur und schrie. Ihr Mann, Vernon, eilte aus der Küche.
„D-d-da! Baby!“ stammelte Petunia und deutete mit ihrem knochigen Zeigefinger auf das kleine Bündel vor der Haustüre. Vernon erstarrte für einen Augenblick, half dann seiner Frau auf die Beine und ging vorsichtig nach draußen.
„Am besten, wir nehmen das Balg erst einmal rein, bevor die Nachbarn etwas sehen! Danach können wir ihn immer noch abgeben“, schlug er vor und nahm den Kleinen unsanft hoch. Dabei fiel auch ihm der dicke Briefumschlag auf.
Das Pergament war mit smaragdgrüner Tinte beschrieben und verwies deutlich auf das Ehepaar:
Mr und Mrs Dursley
Ligusterweg Nr. 4
Little Whinging
Surrey
Die Beiden sahen sich einen Moment lang an, dann schloss Petunia hastig die Haustür. Nun konnte sie zum ersten Mal einen genauen Blick auf das Kind werfen. Der Junge schien wieder eingeschlafen zu sein. Einige Büschel struwweliges, schwarzes Haar schauten unter seiner Mütze hervor und auf seiner Stirn prangte ein hässlicher Schnitt, geformt wie ein Blitz.
„Eigenartig, was hat der denn da?“, fragte Petunia und zeigte auf seine Stirn.
„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Vernon. „Auf jeden Fall ist es sehr unschön!“
Zittrig gingen die Zwei ins Wohnzimmer und legten den Säugling in den Laufstall ihres eigenen Sohnes, Dudley. Nicht, ohne vorher sämtliche Spielzeuge und Kuscheltiere, die allesamt schon sehr ramponiert aussahen, beiseite zu legen.
Auf dem Sofa öffnete Petunia den Brief. Auf der Rückseite prangte ein altmodisches, dunkelrotes Wachssiegel mit einem Wappen darauf. Ihr blieb fast das Herz stehen, als sie erkannte, zu welcher Einrichtung dieses Bild, ein großes H umgeben von vier Tieren, einem Löwen, einer Schlange, einem Dachs und einem Adler, gehörte.
Sie wusste noch genau, wo sie es zum ersten Mal gesehen hatte. Es war ein Brief, genau wie dieser. Adressiert an ihre Schwester, als diese ihren elften Geburtstag feierte.
„Hogwarts!“, flüsterte sie.
„Wie bitte?“
„Dieser Brief kommt aus der Schule, die meine Schwester besucht hatte!“
„Heißt das, dieses Kind gehört zu dieser… Sippschaft?“ Vernon riss die Augen auf. Er war bereits drauf und dran, das Baby zu packen, als es die Augen öffnete. Ein stechendes Grün blinzelte dem Ehepaar entgegen und Petunia wusste sofort, zu wem diese Augen gehörten.
„Lily!“
„Lily? Du meinst deine Schwester? Was ist mit ihr?“
„Das ist ihr Sohn. Harry“, sagte Petunia schließlich und atmete tief durch.
„Und was bitteschön macht dieses Kind vor UNSERER Haustür? Wo sind seine Eltern?“
Petunia schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht“
Aufgebracht nahm Vernon den Brief an sich und öffnete ihn schließlich. Gleich mehrere Seiten Pergament fielen heraus. Allesamt mit der gleichen grünen Tinte beschrieben, wie der Umschlag. Er gab Petunia die Zettel und sie begann, vorzulesen.
Sehr geehrte Mrs Dursley, sehr geehrter Mr Dursley,
zwar wird die Ankunft Ihres Neffen für sie alles Andere als eine Freude sein, aber dahinter liegen tiefgreifende Gründe, die ich Ihnen im Folgenden erklären werde.
Auch, wenn es Sie weitaus weniger betrifft, als Mitglieder der Zauberergemeinschaft, haben wohl auch Sie die eigenartigen und Sorge erregenden Ereignisse in den vergangenen Jahren bemerkt. Personen sind unter mysteriösen Umständen verschwunden und ganze Familien sind tot aufgefunden worden, ohne dass eine Ursache für ihr ableben festgestellt werden konnte. Diese Taten sind auf einen Zauberer, der sich selbst als Lord Voldemort bezeichnet, und seine Gefolgsleute zurückzuführen.
Viele aus unseren Reihen, und ich selberdarf mich als eine ihrer Führungspersonen bezeichnen, haben gegen seinen Vormarsch gekämpft und alles getan, eine Schreckensherrschaft seinerseits zu verhindern.
Auch Ihre Schwester, Lily, und ihr Mann, James, zählten zu ihnen. Mehrmals haben sie Voldemort gegenüber gestanden und ihn von seinen Plänen abgebracht.
James und Lily Potter zählten zu seinen stärksten Gegnern und er entschloss, dass es am besten ist, die gesamte Familie zu beseitigen.
Vorletzte Nacht suchte Voldemort ihr Haus in Gordrics Hollow auf. Es gibt in unserer Gemeinschaft Wege, Menschen zu töten, vor denen sich niemand retten kann. Auch ihre Schwester, die schon immer eine außerordentlich begabte Hexe war, hätte nichts gegen diesen Fluch ausrichten können.
An dieser Stelle legte Petunia den Brief nieder. Sie wusste genau, was die letzten Zeilen, die sie vorgelesen hatte, bedeuteten. Aber sie wollte, sie konnte es nicht wahrhaben! Sie hatte zwar seit über einem Jahr nichts von ihrer Schwester gehört und manchmal behauptete sie sogar, sie sei ein Einzelkind. Aber auch, wenn sie alles gegen diese Gefühle tief in ihr tat, liebte sie ihre Schwester noch immer. Elf Jahre hatten sie miteinander in Harmonie verbracht und irgendwie war Lily immer präsent gewesen. Wie konnte sie jetzt tot sein? Das war nicht möglich!
Langsam sah sie wieder auf das Pergament in ihrer Hand und fuhr fort.
Auch, wenn sie ihren Tod nicht verhindern konnte, war die letzte Tat von Lily Potter etwas, was nur wenige Menschen getan hätten. An diesem Abend ging es Voldemort vor allem um eines: Harry zu töten. Aus gewissen Gründen sah er in dem Säugling die größte Gefahr und er hatte ursprünglich vor, Ihre Schwester zu verschonen. Sie war sich im Klaren, was sie tat, als sie sich ihm in den Weg stellte.
Durch ihr Opfer hat sie einen Schutz für Harry gebildet. Sie opferte sich für ihren Sohn, weshalb Voldemort ihm nun nichts mehr anhaben konnte. Sein Mordversuch an dem Kind schlug fehl, fürchterlich fehl! Sein Zauber prallte zurück und statt Harry zu ermorden, raubte er sich selbst sämtliche Kraft.
Auch, wenn er wohl nicht gestorben ist, ist Voldemort nahezu allem beraubt worden, was einen Menschen ausmacht. Noch gerade so als lebendig zu bezeichnen, ist er geflohen und wir wissen nicht, wo er sich nun aufhält.
Sicher ist, dass der Junge schon jetzt als Retter der magischen Welt gilt. Doch trotz allem, ist Harry noch immer großer Gefahr ausgesetzt.
Der Schutz, den seine Mutter gebildet hat, ebbt langsam aber sicher ab. Der einzige Weg, diesen Aufrecht zu erhalten, liegt darin, ihn bei einem nahen Verwandten unterzubringen. Ihre Eltern sind bereits verstorben, und da auch James keine weiteren Verwandten mehr hat, blieben nur sie.
Der Junge ist auf den Schutz seiner Mutter angewiesen, und dieser ist nur gewährleistet, solange er diesen Ort als sein Zuhause bezeichnen kann.
Ihre Schwester hat ein großes Opfer vollbracht und ohne Ihre Mithilfe, wäre dieses vertan gewesen.
Harry ist schon jetzt ein Zauberer, der beachtliches geschafft hat, denn vor ihm hat noch niemand, den Voldemort töten wollte, überlebt. Mit Vollendung seines elften Lebensjahres wird er offiziell an der Hogwarts-Schule aufgenommen und in der Zeit kann ich ihm, als Schulleiter den nötigen Schutz gewähren.
Sobald er diese Schule besucht, wird er nur noch in den Ferien nach Surrey zurück kehren.
Doch bis all dies Eintritt, bleibt noch eine Menge Zeit. Zeit, in der Harry von einem Säugling zu einem jungen Mann heran wachsen wird, und die er behütet und sicher verbringen sollte.
Sie haben ebenfalls einen Sohn, der nur wenige Monate älter ist als Harry, sodass die beiden sich wahrscheinlich viele Dinge teilen können, sofern das für sie okay ist.
Fürs erste jedoch habe ich dafür gesorgt, dass einige von Harrys Sachen, sowie einige Dinge seiner Eltern zu ihnen kommen. Die finden alles in dem kleinen Schrank unter ihrer Treppe.
Sollten sie Fragen haben, schreiben sie einfach einen Brief mit meinem Namen auf dem Umschlag und legen sie ihn in den Garten. Eine Eule wird ihn sicher zu mir bringen.
Mit freundlichen Grüßen,
Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore
Es war schwierig für Petunia, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Zu viel stand in dem Brief, den sie nun auf ihren Schoß gleiten ließ.
„Soll das heißen, dass dieser Junge ab jetzt…“ Vernon sträubte sich, diesen Gedanken zu Ende zu führen. Petunia nickte geistesabwesend.
„Wo soll er denn schlafen?“
„Ich… ich weiß es nicht…“ Sie atmete tief durch und zwang sich, wieder klar zu Denken. „ Am besten da, wo er sich wohl fühlen wird. Bei seinen Sachen“, sagte sie schließlich kurzgebunden.
„Du meinst… Im Schrank?“ Vernon grinste schon fast. Ihm gefiel die Idee, seinem Neffen von vorne herein zu sagen, dass er weit unter seinem eigenen Sohn stand.
„Genau. Im Schrank unter der Treppe.“